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Getriebeöl Spezifikationen - Was für ein Getriebeöl nehmen?

Nicht jedes Getriebeöl ist gleich zusammengesetzt, denn jedes Getriebe hat unterschiedliche Ansprüche an den Schmierstoff. Daher werden Getriebeöle in verschiedene Klassen eingeteilt oder mit Herstellerfreigaben versehen, ähnlich den Spezifikationen für Motorenöle. Schauen Sie stets in das Handbuch Ihres Fahrzeugs und richten Sie sich nach den Herstellerangaben. Nutzen Sie zur Suche nach dem passenden Getriebeöl auch gern unseren Ölfinder. Typische Einteilungen für Getriebeöle richten sich nach Viskösität (SAE Klassen), API-Spezifikation oder Herstellerfreigabe.

Viskosität von Getriebeölen nach SAE

Die richtige Viskosität eines Getriebeöls trägt maßgeblich dazu bei, die erforderliche Schmierfilmdicke im Getriebe aufrechtzuerhalten. Sie beschreibt vereinfacht den inneren Widerstand, den ein Öl dem Fließen entgegensetzt. Für KFZ-Getriebeöle wird sie weltweit nach dem amerikanischen Standard SAE J306 (Society of Automotive Engineers) in Viskositätsklassen eingestuft. Es gibt Viskositätsklassen von SAE 65 bis SAE 250. Die Einstufung erfolgt dabei anhand der kinematischen Viskosität (gemessen in mm²/s) bei 100°C. Je höher die Zahl, desto dickflüssiger ist das Öl.

Ähnlich den Motorenölen gibt es auch hier Viskositätsklassen für den Tieftemperatureinsatz, gekennzeichnet mit dem Buchstaben „W“ von 70W bis 85W (fließfähig bis -55°C bzw. -12°C). Diese „W“- oder Winter-Klassen stufen die Öle nach Fließfähigkeit bei niedrigen Temperaturen ein. Die Einstufung erfolgt anhand der Temperatur, bei der die dynamische Viskosität, die mit einem Brookfield-Viskosimeter gemessen wird, den Wert von 150.000 mPa*s nicht überschreitet. Folglich darf bei einem KFZ-Getriebeöl SAE 80W bei -26°C der Brookfield-Wert nicht höher als 150.000 Millipascalsekunden sein.

SAE-KlasseNiedrigtemperatur Viskosität bei 150.000 mPa·s in °CMin. Viskosität bei 100 °C in mm²/sMax. Viskosität bei 100 °C in mm²/s
70W-553,8-
75W-403,8-
80W-268,5-
85W-1211,0-
65-3,8< 5,0
70-5,0< 6,5
75-6,5< 8,5
80-8,5< 11,0
85-11,0< 13,5
90-13,5< 18,5
110-18,5< 24,0
140-24,0< 32,5
190-32,5< 41,0
250-41,0-

Bei Mehrbereichsölen wie 80W-90 beschreibt dann die „80W“ die Tieftemperatureigenschaften, die „90“ die Dicke des Öles. Die Grenzwerte beider Klassen müssen eingehalten werden. Noch immer sehr weit verbreitet sind Getriebeöle mit SAE 80W-90 und 85W-90, die hauptsächlich aus mineralischen Grundölen hergestellt werden. Dickere Öle wie 80W-140 benötigen zusätzlich einen scherstabilen Viskositätsindexverbesserer um die Kälteanforderungen bis -26°C zu erreichen. Begibt man sich in niedrigere Temperaturbereiche mit 75W oder 70W bei einer Viskositätslage von SAE 90 oder höher, dann steigt der Formulierungsaufwand schnell an. Hier werden synthetische Grundöle nach API Gruppe III, IV oder V benötigt um die Fließfähigkeit eines KFZ-Getriebeöles auch noch bei bis zu -55°C gewährleisten zu können.

Die Wahl der Viskosität richtet sich nach den Erfordernissen an eine optimale Schmierfilmdicke für das jeweilige Getriebe. Ist die Viskosität zu hoch, muss das Getriebe gegen die Zähflüssigkeit arbeiten. Es entstehen höhere Planschverluste, die den Wirkungsgrad reduzieren, und höhere Temperaturen, die das Öl schneller altern lassen. Ist die Viskosität jedoch zu niedrig, kann die erforderliche Schmierfilmdicke zur Trennung der Reibpartner nicht erreicht werden. Dann droht eine Schädigung durch schnelleren Verschleiß bei Mischreibung. Welche Viskosität für Ihr Getriebe geeignet ist, wird von jeweiligen Fahrzeughersteller vorgeschrieben. Richten Sie sich nach den Vorgaben in Ihrer Betriebsanleitung oder vertrauen Sie der Beratung durch die Experten unserer Anwendungstechnik.

Schaltgetriebe in einem Audi
Klassisches Schaltgetriebe mit sechs Gängen (Audi)

Klassifizierung von Getriebeölen nach API

Das American Petroleum Institute (API) legt nicht nur internationale Spezifikationen für Motorenöle fest. Die API hat mit der Einordnung von Automotive-Getriebeölen in sechs GL-Klassen die gebräuchlichste Klassifizierung vorgegeben, die je nach Einsatzbereich die entsprechenden grundlegenden Anforderungen definiert. Das "GL" steht im Zusammenhang mit Öl für "Gear Lubricant", also Getriebeschmierstoff. Je nach Belastung, die im Getriebe vorherrschend ist, wird eine andere Zusammensetzung der Additive erforderlich.

API-KlasseAnwendungZusammensetzung
API GL-1 (inaktiv)Öle für Schaltgetriebe mit niedriger Flächenpressung und niedrigen Gleitgeschwindigkeitenunlegierte Öle ausreichend, Antioxidantien, Korrosionschutzadditive, Entschäumer oder Pour-Point-Erniedriger können eingesetzt werden. Reibwertverbesserer und EP Additive sind nicht erlaubt
API GL-2 (inaktiv)Öle in Schneckengetrieben für Achsen in Kraftfahrzeugen, die von API GL 1 hinsichtlich Last, Temperatur und Gleitgeschwindigkeiten nicht abgedeckt werdenÖle mit verschleißmindernden Additiven, aber ohne Anforderungen an EP-Additivierung
API GL-3 (inaktiv)Öle für Schaltgetriebe und Kegelradgetriebe in LKWs unter leichten bis mittleren Drehzahlanforderungen und LastenÖle mit EP-Additiven für höheres Lasttragevermögen als API GL-1 Öle, aber unterhalb der Anforderungen für API GL-4
API GL-4Öle für Kegelrad- und Hypoidgetriebe in Antriebsachsen unter leichten Last- und Drehzahlbedingungen sowie für ausgewählte Schalt- und Transaxle-GetriebeÖle mit EP-Additiv-Anteil über GL-3-Niveau mit Anforderungen an Korrosionsschutz
API GL-5Öle insbesondere für Hypoidgetriebe (Differenzial) in KFZ-Achsantrieben bei hoher Drehzahl und/oder niedriger Drehzahl und hohen DrehmomentenÖle mit hohem EP-Additiv-Anteil und Anforderungen an Korrosionsschutz und Alterungsstabilität
API GL-6 (inaktiv)Öle für Getriebe mit sehr großem Ritzelversatz (die Bauweise hat sich nicht durchgesetzt – für API GL-6 erforderliche Performance-Tests sind nicht mehr verfügbar)Öle mit sehr hoher EP-Additivierung über das API-GL-5-Maß hinaus
API MT-1Öle für nichtsynchronisierte Schaltgetriebe in Bussen und LKWsÖle mit längerer thermischer Stabilität, Dichtungsverträglichkeit sowie höherem Korrosions- und Verschleißschutz als es Öle nach API GL-4 oder GL-5 erreichen können

Die API-Klassen GL-1, GL-2, GL-3 und GL-6 sind 1995 als „inaktiv“ eingestuft worden. Getriebeöle können jedoch weiterhin mit diesen Bezeichnungen vermarktet werden.

Wichtiger Hinweis zur Vermischung von Getriebeölen:

Es ist nicht empfehlenswert, Getriebeöle unterschiedlicher API-Klassen untereinander zu vermischen. Auch sollten Herstellerangaben nicht ignoriert werden. Wenn Ihr KFZ ein Öl der API-Klasse GL-5 benötigt, sollte kein Öl der Klassen GL-3 oder GL-4 eingefüllt werden. Die Öle GL-3/4 sind mit ihrer Additivierung den hohen Belastungen nicht gewachsen und können beschleunigten Verschleiß nicht verhindern. Füllen Sie wiederum ein Öl mit Klasse GL-5 in ein Schaltgetriebe, welches für GL-3 oder GL-4 ausgelegt ist, kann die meist geringere Reibung zu einem Durchrutschen der Synchronisierung in der Schaltung führen. Damit erliegt im schlimmsten Fall die ganze Schaltung.

Herstellerfreigaben für Getriebeöle

Die Einstufung nach SAE und API bildet nur eine sehr einfache Grundlage. Die tatsächliche Leistungsfähigkeit von Getriebeölen wird durch das Erfüllen zusätzlicher Spezifikationen bestimmt, die direkt von Getriebe- oder Fahrzeugherstellern (OEMs = Original Equipment Manufacturers) vorgegeben werden. OEMs legen Anforderungen für spezielle Getriebe- oder Fahrzeugtypen einer Marke fest. Achten Sie beim Kauf von Getriebeölen daher auf entsprechend geforderte Spezifikationen oder Freigaben. Richten Sie sich nach den Vorgaben in Ihrer Betriebsanleitung.

Wichtige OEM-Leistungsklassen von Getriebeölen sind:

Bei Fahrzeugen mit Automatikgetrieben sind General Motors und Ford führende Hersteller. Ihre Systeme rund um die Spezifikationen GM DEXRON und FORD MERCON waren wegweisend und werden auch heute noch von anderen Automobilherstellern adaptiert. Allerdings wurden sie vielfach durch individuelle Spezifikationen von OEMs abgelöst. Individuelle Leistungsklassen für ATFs werden u.a. auch von Mercedes-Benz, VW und vielen asiatischen Herstellern herausgegeben. Die API-Klassen gelten hingegen nicht für Automatikgetriebe.